Deutsche Gesellschaft für Freizeitmedizin
GbR Die strenge Polarisierung zwischen Gesundheit und Krankheit weicht fließenden Übergängen, ebenso wie die Arbeitszeit in einem Wettbewerb zur Freizeit ineinander verschachtelte Übergänge zeigt. Genauso wie die industrielle Gesellschaft einen Wandel zur Gesellschaft individueller Lebensgestaltung erfährt, erhält die auf Krankenbehandlung orientierte Medizin kreative Impulse. Die postindustrielle Gesellschaft kann von der Idee zur Gesunderhaltung profitieren, um die Eigenverantwortung zu stärken und der unabwendbaren Rationierung im Gesundheitswesen zu begegnen. Dem sich heutzutage offenbarenden Verteilungsproblem kann der Einzelne entgehen, indem er einen hohen Informationsstand zur Gesunderhaltung hat und die Kenntnisse anwendet. Dieses setzt einerseits den Willen voraus, Eigenverantwortung zu übernehmen, als auch die Notwendigkeit, das Freizeit- und Arbeitsverhalten zu analysieren und krankmachende Potentiale auszuschalten. Die Freizeitmedizin stellt der Krankheitslehre bewusst den Gedanken der Gesunderhaltungslehre gegenüber. Sie betrachtet Gesundheit als einen von der eigenen Persönlichkeit und der Umwelt abhängigen Verlauf, der an körperliches Wohlbefinden gekoppelt ist, sowie an Sorgenlosigkeit, an Freiheit von Angst unter Einbeziehung der wirtschaftlichen Lage. Die Freizeitmedizin integriert sich in die humanmedizinische Ausbildung. Sie unterstützt in der Beratung die selbständige Entscheidungsfindung der Mitmenschen. Sie steuert Trainingsabläufe eines gesunden Freizeitverhaltens, der ausgebildete Arzt ist Beistand zur psycho-physisch gesunden Freizeitplanung. Im Rahmen einer Gesellschaft individueller Lebensgestaltung möchte die Freizeitmedizin Änderungen zu gesunderhaltenden Verhaltensweisen hervorrufen. Ihre Anerkennung wird sie durch Beratungserfolge erwerben, mit reproduzierbaren Ergebnissen und Möglichkeiten der Fortschreibung. Die Freizeitmedizin koordiniert und vermittelt Kenntnisse allgemeiner Hygiene, Kenntnisse der Schlafmedizin, der Ernährungsmedizin, der Umweltmedizin, der Reisemedizin, der Sportmedizin, der Familien- und Sexualmedizin, der Kinder und Jugendmedizin, der Musikmedizin, der Freizeittraumatologie und der Freizeitpsychologie. Insbesondere die multi-mediale Generation sieht sich im Spannungsfeld zwischen Informationszwang und bewegungsarmer Zerstreuung. Das evolutionär vorgesehene Bewegungspotential wird nicht eingesetzt, so daß Herz-, Kreislauf-, Magen- und Darmerkrankungen resultieren können. Ebenfalls führt die kulinarische Verwöhnung zu Krankheiten vielfältigster Art. Folgen einer unbefriedigenden oder ungeeigneten Nutzung der Freizeit können Disstress, Unlust, Unzufriedenheit, Alkoholismus, Drogenabhängigkeit, Aggressivität, Kriminalität, psychosomatische Erkrankungen sein. Die Freizeittraumatologie birgt ein vielseitiges Spektrum von Verletzungen und Schäden, vielfach erzeugt durch die Suche nach Lustmaximierung in persönlichen Grenzsituationen. Die Freizeitmedizin berücksichtigt verhaltensbiologische Aspekte, um eine humane und sozialverträgliche Triebsteuerung zu unterstützen. Neben der den physiologischen Verhältnissen angepassten Trainingsberatung beinhaltet die freizeitmedizinische Beratung das Ziel der Steigerung einer emotionalen, sozialen und intellektuellen Kompetenz. Über die Beratung zu gesunderhaltendem Verhalten dient die Freizeitmedizin präventiv dazu, krankheitsfördernde oder pathologische Freizeitverhaltensmuster aufzudecken und zu therapieren.
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